Wie reagieren?

Es ist nicht leicht, ein Alkoholproblem oder ein Problem mit anderen psychoaktiven Substanzen zu erkennen; noch schwieriger ist es, das Problem anzusprechen. Ausbildungsverantwortliche, die eine Vermutung oder konkrete Hinweise auf ein Konsumproblem haben, wissen oft nicht, wie sie reagieren sollen. Auch wenn es kein Patentrezept für das Vorgehen gibt und jede Situation einzigartig ist, gibt es doch Empfehlungen, wie sich die häufigsten Fehler vermeiden lassen.

Feststellen von Veränderungen

Hat ein Auszubildender/eine Auszubildende einen problematischen Umgang mit Alkohol oder anderen psychoaktiven Substanzen, verändert sich sein/ihr Verhalten am Arbeitsplatz allmählich. Es sind diese Veränderungen, auf die der Lehrbetrieb reagieren muss (siehe Auffälligkeiten in Arbeitsverhalten und Leistung). Das Vorgehen lässt sich vergleichen mit dem Vorgehen gegenüber Mitarbeitenden, die nicht die geforderte Arbeitsleistung erbringen.

Veränderungen in Arbeitsverhalten und Leistung stehen in vielen Fällen nicht mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen in Verbindung, sondern mit Schwierigkeiten, die typisch sind fürs Jugendalter, zum Beispiel Liebeskummer oder Sinnkrisen. Diese Schwierigkeiten sollten ebenso ernst genommen werden wie Konsumprobleme.

Die häufigsten Auffälligkeiten am Arbeitsplatz, die mit einem Konsumproblem zusammenhängen können, sind:

  • Unpünktlichkeit
  • Motivationsmangel
  • zunehmende Fehler bei der Arbeit
  • starker Leistungsabfall
  • deutliche Verschlechterung der Schulnoten
  • Häufige Kurzabsenzen wegen Krankheit
  • Schwänzen des Unterrichts in der Berufsschule
  • Zwischenmenschliche Auseinandersetzungen
  • finanzielle Schwierigkeiten

Diese Liste ist nicht erschöpfend, und solche Auffälligkeiten sind kein Beweis dafür, dass der oder die Auszubildende psychoaktive Substanzen konsumiert. Werden die Auffälligkeiten wiederholt beobachtet, deutet dies jedoch darauf hin, dass sich auf der beruflichen Ebene ein Problem entwickelt, dessen Ursachen geklärt werden sollten.

Ein individuelles Gespräch führen

Mit einer auszubildenden Person ein Gespräch über eine problematische Situation zu führen, ist nicht einfach und oft auch nicht angenehm. Häufig schwanken die Gefühle der erwachsenen Bezugsperson im Lehrbetrieb zwischen Verständnis und Verärgerung, Unterstützung und Tadel. Ziel des Gesprächs sollte indes sein, der auszubildenden Person ihr Verhalten am Arbeitsplatz bewusst zu machen und sie dazu zu motivieren, das problematische Verhalten zu ändern. Es sollte immer mit dem Angebot einer Hilfestellung verbunden sein. Ausbildungsverantwortliche spielen dabei eine Schlüsselrolle. Ihre Aufgabe ist es, gemeinsam mit dem/der Jugendlichen zu klären, wie die berufliche Situation aussieht, und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Zeigt sich, dass der/die Jugendliche vermutlich ein Konsumproblem hat, ist eine Fachperson beizuziehen. Nur Fachpersonen können eine Abhängigkeit diagnostizieren und behandeln (Ärztinnen und Ärzte, spezialisierte Fachpersonen).

Gerade für kleinere Unternehmen, die selten über ausgebildete Personalfachleute (z. B. Personaldienst) verfügen, kann eine solche Situation schwierig sein. Fehlen Erfahrungen mit schwierigen Gesprächen, kann es schnell zu einem Gefühl der Überforderung kommen. Deshalb ist eine gute Gesprächsvorbereitung notwendig. Die Notizen zu den beobachteten Auffälligkeiten geben dem Gespräch einen Rahmen und erlauben es, Ziele festzulegen und Fristen zur Zielerreichung zu setzen. Es empfiehlt sich, die wichtigsten Punkte schriftlich festzuhalten und sich während des Gesprächs daran zu orientieren. Dies erleichtert das Führen des Gesprächs und erlaubt es den Ausbildungsverantwortlichen, sich darauf zu konzentrieren, was die auszubildende Person sagt und ihre Aufmerksamkeit auf die Erarbeitung von Lösungen zu richten.

Weitere Informationen zum Thema:

Adressen und Kontakt
Adressen von Suchtfachstellen in den Regionen: www.suchtindex.ch