Co-Abhängigkeit

Nahestehende können oder wollen eine Abhängigkeit oft lange Zeit nicht erkennen. Das Leugnen ist nicht nur ein Abwehrmechanismus des alkoholkranken Menschen, sondern auch seines Umfelds. Eine Abhängigkeit ist eine Krankheit, die sich normalerweise über mehrere Jahre hinweg entwickelt. Wenn sich jemand nicht regelmässig in den Rausch trinkt, ist es für die betroffene Person und für Nahestehende schwierig, ein Alkoholproblem früh zu erkennen. Das Umfeld gewöhnt sich nach und nach an die Einschränkungen bei der betroffenen Person und ist schliesslich nicht mehr in der Lage, die durch den Alkoholkonsum bedingten Versäumnisse, Fehler, Verspätungen und ungewöhnlichen Abwesenheiten objektiv wahrzunehmen. Auf diese Weise entwickeln Nahestehende parallel zur Abhängigkeit der betroffenen Person ein Verhalten, das man Co-Abhängigkeit nennt.

Was versteht man unter Co-Abhängigkeit?

Die Co-Abhängigkeit umfasst eine Reihe ungünstiger Verhaltensweisen, die Nahestehende entwickeln. Die co-abhängige Person lässt zu, dass sie vom Verhalten eines anderen Menschen in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie steigert sich in die Vorstellung hinein, das Verhalten des Gegenübers kontrollieren zu können, ungeachtet der negativen Folgen, die dies für sie selbst und für das Gegenüber haben kann.

Die Entstehung einer Co-Abhängigkeit lässt sich einerseits durch den langjährigen Kontakt zu einer alkoholabhängigen Person erklären, andererseits durch den Wunsch, dieser Person beim Überwinden der Abhängigkeit zu helfen. Die co-abhängige Person passt sich schrittweise dem problematischen Verhalten des abhängigen Menschen an.

Merkmale der Co-Abhängigkeit

Ein häufiges Merkmal der Co-Abhängigkeit ist das Leugnen (die unbewusste Weigerung, das Problem anzuerkennen). Es hindert die co-abhängige Person daran, Hilfe zu suchen, und löst zunehmend Gefühle der Scham, Angst, Hoffnungslosigkeit, Beunruhigung und Schuld aus.

Die co-abhängige Person durchläuft verschiedene Phasen: Entschuldigen, Beschützen, den Konsum kontrollieren und schliesslich Vorwürfe und Drohungen, wenn die Versuche, die betroffene Person zum Aufhören zu bewegen, gescheitert sind. Dass die betroffene Person die Ratschläge nicht befolgt, weckt bei der co-abhängigen Person Wutgefühle, möchte sie ihr doch helfen und glaubt sie doch zu wissen, was zu tun wäre.