Worauf ist bei der Vermutung eines Alkoholproblems zu achten?

Wird ein Alkoholproblem vermutet, konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten meist auf das scheinbar Naheliegende: auf Anzeichen des Alkoholkonsums bzw. auf eine Alkoholisierung.

Vermeintlich „eindeutige“, jedoch unzureichende Hinweise

Verschiedene körperliche Symptome scheinen „typisch“ für einen problematischen Alkoholkonsum: Mundgeruch, geplatzte Äderchen im Gesicht, glänzende Augen, aufgeschwemmtes Gesicht, ungepflegtes Äusseres, Alkoholgeruch, Zittern, Gleichgewichtsstörungen etc. Hinzu kommen häufig gewisse Verhaltensweisen, die man im Allgemeinen mit Alkoholkonsum in Verbindung bringt: plötzliche Aggressivität oder Euphorie, deplatzierte Gesten, Enthemmung und Artikulationsschwierigkeiten. Auch leere Flaschen gelten als vermeintlich klares Indiz.

Diese Auffälligkeiten allein rechtfertigen jedoch noch keine Intervention. Weder bei den körperlichen Anzeichen noch bei unangemessenen Verhalten ist der Schluss auf ein Alkoholproblem zulässig, denn alle diese Auffälligkeiten können auch andere Ursachen haben. Solche Beobachtungen sind dennoch wichtig und sie sollten gegenüber der Mitarbeiterin / dem Mitarbeiter angesprochen werden, wenn es dabei auch um die Qualität der Arbeit geht.

Fakten zu Arbeitsverhalten und Leistung

Wenn sich Vorgesetzte auf den Alkoholkonsum konzentrieren, ist ihr Vorgehen meist zum Scheitern verurteilt. Ein Grund dafür ist, dass es weder ihrer Funktion noch ihrer Fähigkeit entspricht, sich mit dieser Art von Problemen zu befassen.

Nur wenn es neben den genannten Hinweisen Auffälligkeiten gibt, die in direktem Zusammenhang mit der Arbeit stehen, ist ein Einschreiten der Vorgesetzten gerechtfertigt. Es sind die Veränderungen in Arbeitsverhalten und Leistungsfähigkeit, die den Vorgesetzten als Grundlage für die Intervention dienen. Ihre Aufmerksamkeit muss dabei den Fakten gelten, die sich auf die Arbeitsleistung beziehen.