Soziale Folgeschäden

Bei jeder Art von problematischem Alkoholkonsum (episodisch oder chronisch hoher Konsum oder auch situationsunangepasster Konsum) besteht das Risiko sozialer Folgeschäden. Das heisst, dass durch den problematischen Konsum einer Person auch deren Familienangehörige, Nahestehende, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen betroffen sind. Zudem können Personen auch durch Zufall Opfer eines alkoholbedingt aggressiven und unangemessenen Verhaltens werden.

Alkohol und Gewalt

Bis heute konnte keine direkte Verbindung zwischen Alkoholkonsum und Gewalt aufgezeigt werden. Alkohol allein genügt nicht, um Aggressionen hervorzurufen. Besteht aber zum Beispiel ein Gefühl körperlicher Bedrohung, ein schwaches Selbstbewusstsein, Gefühle der Feindseligkeit oder Frustration, so kann es in Verbindung mit dem Konsum von Alkohol leichter zu Aggressionen kommen.

Bei Menschen mit aggressiven Persönlichkeitsanteilen steigert sich die Aggressivität bei einem Streit in alkoholisiertem Zustand im Allgemeinen unverhältnismässig stark. Bei Gewaltakten unter dem Einfluss von Alkohol kommt es zu einem Zusammenspiel zahlreicher psychischen und situativen Faktoren.

Wie verschiedene Verhaltensstudien gezeigt haben, ist bei vielen Aggressionen und Streitigkeiten in Bars und anderen Treffpunkten übermässiger Alkoholkonsum der Auslöser. Gewalt unter dem Einfluss von Alkohol findet oft aber auch im familiären Umfeld statt und richtet sich gegen die Partnerin / den Partner oder gegen die Kinder und andere Angehörige.

Gemäss einer in Zürich durchgeführten Studie 1 ist bei 40% der polizeilichen Notrufe wegen familiärer Konflikte Alkohol im Spiel. Schätzungen gehen davon aus, dass bei 20 – 30% der Vorfälle häuslicher Gewalt Alkohol der entscheidende Faktor ist.

Ausserdem zeigt eine vom CHUV (Universitätsspital Lausanne) und Sucht Schweiz (ehem.SFA) durchgeführte Studie2, dass bei Männern die Hälfte und bei Frauen 23% der gewaltbedingten Verletzungen auf den Einfluss von Alkohol zurückzuführen sind.

 

Alkohol und Unfälle

Durch den Konsum von Alkohol kommt es vermehrt zu Unfällen. Internationale Studien belegen, dass Alkohol bei 20 – 30% der Unfälle ein entscheidender Faktor ist. 2003 und 2004 standen gemäss einer Studie3 in der Notaufnahme des Universitätsspitals Lausanne 17% (Männer) bzw. 12% (Frauen) der Verletzungen durch Unfälle oder Gewalt in Zusammenhang mit Alkoholkonsum.

Diese Untersuchung hat ausserdem gezeigt, dass Menschen, die sich gelegentlich betrinken, sonst aber risikoarm konsumieren, das höchste Risiko für alkoholbedingte Unfälle haben.

Die Studie hält weiter fest, dass folgende Unfallzahlen mit Alkohol im Zusammenhang stehen:

  • 12% der Verkehrsunfälle und der verkehrsbedingten Verletzungen bei Männern und 10% bei Frauen
  • 20% der Stürze bei Männern und 12% bei Frauen
  • 40% der Freizeitunfälle (Hobby, Ausgang, Sport) bei Männern und 20% bei Frauen

 

1 Maffli, E., Zumbrunn, A., «Alkohol und Gewalt im sozialen Nahraum», SFA, 2001
2 Gmel, G., Kuendig, H., Kuntsche, S., Daeppen, J.B., „Alkohol und Verletzungen: Alkoholkonsum, Bezogene Risiken und attributive Anteile“, BAG, CTA-CHUV, SFA, 2007
3 Gmel, G., Kuendig, H., Kuntsche, S., Daeppen, J.B., „Alkohol und Verletzungen: Alkoholkonsum, Bezogene Risiken und attributive Anteile“, OFSP, CTA-CHUV, ISPA, 2007