Leugnen als Abwehrmechanismus bei Alkoholproblemen

Viele Menschen gestehen sich lange Zeit nicht ein, dass sie ein Alkoholproblem haben. Sie streiten das Problem ab, nicht nur vor anderen, sondern auch vor sich selbst. Dieses Leugnen ist Teil einer Reihe von psychischen Abwehrmechanismen.

Bei übermässigem Alkoholkonsum wird der Konsum oft verharmlost und das Problem so geleugnet. „Ich trinke nicht mehr als die anderen.“ „Ich trinke nie am Morgen.“ „Nur am Wochenende.“ „Ich trinke nie ausser Haus.“ etc. Andere Formen der Abwehr sind Schuldzuweisungen an andere („Ich trinke, weil die mich entlassen haben.“), Ablenkungsversuche („Nicht der Alkoholkonsum ist mein Problem, sondern meine Depressionen.“), Aggressivität („Mein Konsum geht niemanden etwas an!“).

Psychische Abwehrmechanismen sind nicht krankhaft, sondern gehören zur psychischen „Grundausstattung“ jedes Menschen. Sie werden unbewusst gegenüber störenden inneren und äusseren Ereignissen angewendet und sollen vor Angstgefühlen schützen.

Bei einem Alkoholproblem dient das Leugnen dazu, nicht mit einer Tatsache konfrontiert zu werden, die bedrohlich und schwer zu akzeptieren ist: Die Tatsache, dass man einen problematischen oder gar abhängigen Alkoholkonsum hat. Die betroffene Person weigert sich, den Konsum in seinem ganzen Ausmass anzuerkennen.

Diese Realitätsverleugnung tangiert oft den gesamten privaten und beruflichen Alltag und beeinträchtigt die Beziehungen zu anderen Menschen. „Alkoholabhängige sind Lügner“, hört man oft. Diese belastende und stigmatisierende Aussage hat einen wahren Kern, denn eine alkoholabhängige Person vermeidet nach Möglichkeit die Konfrontation mit der Realität. Sie versteckt das Ausmass ihres Problems vor sich selbst und vor anderen.

Je mehr man die alkoholabhängige Person dazu zu bewegen versucht, ihre Abhängigkeit zuzugeben, desto stärker wird oft ihre Abwehr. Sie streitet das Problem ab, sucht Ausflüchte, vertröstet auf später.